Es ist die 70. Vorstellung. Es ist im Städtischen Kulturhaus Wolfen am 3. Juni 2025. Über 200 Schüler, davon 100 der Berufsbildenden Schulen Anhalt-Bitterfeld (BbS ABi) sitzen im Publikum. „Reiß Dich doch zusammen! So schlimm wird es schon nicht. Stell Dich nicht so an! Das ist alles nur in Deinem Kopf!“, mit diesen Sätzen starten die Schauspielerinnen Julia Raab und Anja Schwede in die Theateraufführung „Der schwarze Hund“. Es sind Sätze, die man einem depressiven Menschen eben nicht sagen sollte. In der Inszenierung unter der Regie von Sandra Bringer geht es um Depression, das Erleben und Erfahren der Krankheit. Denn wie fühlt sich eine Depression an? Mit grauem Tuch, mit Hundemasken und auftretendem schwarzen Hund bringen beide Schauspielerinnen, die auch Theaterpädagoginnen sind, die bedrückende Atmosphäre einer Depression auf die Bühne. Sie wird erfahrbar für das Publikum, dem es den Atem nimmt. Stimmen von Betroffenen aus dem Off, Szenen des Alltags, wo der schwarze Hund als Sinnbild der Depression das Zepter übernimmt. Nebel, Faust als Puppe, Musik von den Beatles bis zu Survivor, Berümtheiten wie Winston Churchill und Charlie Chaplin, die am Ende über ihre Krankheit und Strategien aus dieser heraus sprechen und viele phantastische Mittel mehr werden hier so professionell angewendet, dass man sprachlos wird und staunt. Stühle, die mit viel Herzblut so bewegt werden, dass sie tatsächlich für eine menschliche Beziehung stehen. Distanz und Nähe finden hier ihren virtuosen Wechsel. Am Ende dann Kaffeetrinken mit dem schwarzen Hund als mögliche Strategie. „Wege“ heißt dann auch die letzte Tafel, die beschrieben wird. Und es gibt sie: verschiedene Möglichkeiten mit der Krankheit umzugehen. In einer Podiumsdiskussion danach können die Schüler Fragen stellen. Julia Raab, Anja Schwede berichten über die Entwicklung des Stücks und ihre Erfahrungen. Heike Krümmling verweist auf die Angebote der Selbsthilfekontaktstelle, eine Kinder-und Jugendärztin und Psychologe Martin Janert stehen Rede und Antwort. Schließlich betrifft die Krankheit 25 Prozent der Menschen in Deutschland und das sind nur die diagnostizierten Fälle, die vielen unbekannten Leidenden und die betroffenen Angehörigen nicht eingerechnet.
Danke, dass die Depression hier ins Rampenlicht gerückt wurde.
Ein herzliches Danke an Heike Krümmling und der Selbsthilfekontaktstelle Anhalt-Bitterfeld des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die die Inszenierung in Wolfen möglich machten. Danke an die Barmer, die kooperierte und unterstützte und ganz herzlichen Dank an Julia Raab und Anja Schwede für eine wunderbare Vorstellung.
PS: Danke an die Schulleitung, die den Besuch ermöglichte.
L.Dietsch
Foto: Maria Wuendisch
Foto: Maria-Wuendisch
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