„Die Alphas“

„Eine Übersetzung ist wie ein Einstieg in ein Boot und die Fahrt zu einem anderen Ufer“, sagt Maria Meinel am 8.Mai 2025 im Raum B 326 der BbS ABi und die 19 Chemikanten der BCK.24-A hören aufmerksam zu. Dann sind sie selbst gefordert. Es geht um das südafrikanische Schulbuch „The second worst thing“ (Autorin: Lauri Kubuitsile) und um die Geschichte eines 14-jährigen Mädchens, das in eine neue Schule kommt und sich mit ihren Mitschülern arrangieren muss, genauso wie mit der Trennungssituation ihrer Eltern. Wie übersetzt man den Titel des 1. Kapitels? „Operation popular group“?, fragt Maria Meinel. „Beliebteste Gruppe“, „coole Gruppe“? Was ist eine gängige Bezeichnung in der Generation der Schüler? Tim sagt: „Vielleicht coole Clique.“ Und auch Luke hat einen Vorschlag: „Die Alphas“. Bei Übersetzungen gibt es keine Mathematik, da gibt es nicht die eine, richtige Lösung. Da gilt es, den Kontext, sprachliche Besonderheiten, Umgangssprache, Kultur und auch den Klang mit im Auge zu behalten. „Man kann auch den Zustand beschreiben, um einen Satz zu übersetzen. Die Wirkungsäquivalenz ist da entscheidend“, sagt Meinel. Die preisgekrönte Übersetzerin lässt die Schüler selbst nach Lösungen suchen, berichtet von ihrer Arbeit und Erfahrungen, spricht über die Konkurrenz der KI und was sie kann und was eben nicht und im Nu sind die 90 Minuten um. Die gemeinsame „Bootsfahrt“ ist zu Ende, die Sensibilisierung für die Eigenart und Einzigartigkeit von Sprache hat gerade erst begonnen.
Herzlichen Dank an Maria Meinel für die Einblicke in ihre Arbeit und das gemeinsame Live-Übersetzen. Danke an den Friedrich-Bödecker-Kreis in Sachsen-Anhalt e.V. und die Schulleitung, die dieses Zusammentreffen ermöglichten und finanziell förderten.

L.Dietsch