Zukunft mit Pflanzen und Bilanzen


„Für junge Bäume gilt dasselbe wie für junge Menschen: Am Anfang ihres Lebens brauchen sie unsere ganz besondere Unterstützung“, dachte sich Lehrer Andreas Söder und sorgte sich um den Nachschub für abgestorbene Bäume auf dem Parkplatz in Köthen. Dabei setzte er auf die Unterstützung seiner Schüler.
Andreas Söder berichtet: Zusammenfassend könnte man sagen: „Loch jebuddelt, Baum rin und Hölzer drumrum“. Doch wie im Unterricht und im Leben überhaupt bleibt nach zu stark verkürzten Beschreibungen viel Wahrheit im Verborgenen. Zu den Tatsachen zählt, dass der Spitzahorn – ein Baum mit einer Wuchshöhe von 20 bis 30 Metern – etwa 150, maximal 200 Jahre alt werden kann. Von den gut sechzehn Exemplaren, die vor etwa 20 Jahren am Parkplatz vor unserer Schule in Köthen gepflanzt worden sind, stehen bis jetzt noch zehn. Trockene Sommer förderten die von sogenannten Schwächeparasiten ausgelöste Rußrindenkrankheit und führten so zum langsamen Baumtod.
Dieses quantitative Defizit – zweifelsohne auch ein Verlust an Lebensqualität – kann man beklagen. Ebenso gut kann man es durch Ersatzpflanzungen verringern. Den Anfang machten im vorigen Jahr Fachoberschülerinnen und Fachoberschüler der EFOW 17 mit einer Traubenkirsche. In diesem Jahr packten „meine“ Jungs und Mädchen – junge Erwachsene der EFOW 18 – tatkräftig mit an und pflanzten eine Blutpflaume (selbstverständlich unter Wahrung der gebotenen Hygiene- und Abstandsregeln).

Die geleistete körperliche Arbeit umrahmte die Bekanntgabe der Prüfungsergebnisse und lehrte die Beteiligten zugleich, Lebenszyklen neu zu denken; statt als Abfolge von Phasen mit Gewinnschwelle und Umsatzmaximum bei warenförmigen Produkten, als etwas, was Sinn stiftet auch für folgende Generationen. Justin Hanschmann, Sprecher „meiner“ Klasse sagte: „Wenn ich in ein paar Jahrzehnten hier her zurück komme, kann ich auf etwas zurückblicken, für das ich mal selbst Hand angelegt habe.“

Das Gießen übernehmen an besonders trockenen Tagen einige meiner Kolleginnen und Kollegen, Herr Richter vom Imbiss und hoffentlich auch viele Jugendliche unserer Schule am Standort Köthen. Gemeinsam blicken sie bei Ihrer Tätigkeit auf eine Zukunft, wie sie sich nicht nur Justin, Jasmin oder Robin wünschen.

A. Söder (Klassenlehrer  EFOW 18)